Die Jungenstadt Buchhof wurde 1947 als Heim für männliche Kriegswaisen eröffnet. Die Jugendlichen sollten hier ganz im Sinne der "Re-Education" durch verbindlich verankerte Selbstverwaltungsstrukturen zu Demokraten erzogen werden. Gleichzeitig konnten die Heranwachsenden hier in eigenen Lehrwerkstätten erste berufliche Erfahrungen machen.
Die Gründung der Jungenstadt Buchhof ist wahrscheinlich von der amerikanischen Besatzungsmacht initiiert worden. Grund waren die vielen Kinder, die nach dem Krieg als Waisen auf sich allein gestellt waren. Dank der amerikanischen Unterstützung konnten hier anfangs 50 Jugendliche zwischen 13 und 19 Jahren bei überdurchschnittlich guter Verpflegung untergebracht werden. Betreut wurde die Einrichtung von der Arbeiterwohlfahrt, die auch für die Implementierung der Selbstverwaltung zuständig war.
Diese war von den Amerikanern in der Gründungsurkunde als "selbstgelebte Demokratie" festgesetzt worden. Doch die ersten zwei Versuche der Selbstverwaltung scheiterten, woraufhin die Jugendlichen im Jahr 1947 eine eigene Verfassung ausarbeiteten. Bis 1950 bildete sich auf der Grundlage dieses Papieres eine stabile Struktur heraus. Neben einem Ersten und Zweiten Bürgermeister gab es einen Jungenstadtrat, dessen Angehörige jeweils ein Referat mit konkreten Aufgaben innehatten. Auch im Erziehungs- und Ernährungsausschuss saßen neben der Heimleitung und anderen Erwachsenen Jugendliche mit Stimmrecht. Ein Gerichtshof wachte über die Einhaltung der Regeln.
Anfang der 1950er Jahre zog sich das US-Militär aus dem Projekt zurück, was der allgemeinen Entwicklung entsprach. Die Arbeiterwohlfahrt war nun nicht mehr an die Weisungen der Amerikaner gebunden, die sich vehement für die Selbstverwaltung eingesetzt hatten. Das führte dazu, dass die Selbstverwaltung immer kritischer betrachtet wurde und schließlich handstreichartig außer Kraft gesetzt wurde.
Durch das Wirtschaftswunder entstanden nun zahlreiche Ausbildungsplätze, so dass eigene Lehrstätten immer unrentabler wurden. Durch Ausbildungsangebote an Jugendliche mit Behinderung versuchte man, eine neue Geldquelle aufzutun. Die Zeit schien dafür jedoch noch nicht reif zu sein, weshalb 1961 die Jungenstadt geschlossen werden musste.
Heute ist auf dem Gelände der ehemaligen Jungenstadt mit der Munich International School eine der exklusivsten Schulen Bayern untergebracht.