Starnberg Ammersee

Starnberger Opfer der Judenverfolgung während der NS-Zeit

Ein Projekt im Sinne der Erinnerungskultur vom Gymnasium Starnberg

"Ihr seid nicht schuld an dem, was war, aber verantwortlich dafür, dass es nicht mehr geschieht." 

(Zitat Max Mannheimer, Überlebender des Holocaust).

Der mit Hakenkreuzen beflaggte Tutzinger-Hof-Platz

Vorstellung des Projekts

Wir, die 11. Klasse des Gymnasium Starnbergs (2022/23), wollen mit diesem Projekt in Zusammenarbeit mit dem Stadtarchiv Starnberg unseren Beitrag zur Erinnerung an die Starnberger Opfer des Antisemitismus während der NS-Zeit leisten.

Die Idee der Erinnerungskultur wurde vom Starnberger Stadtrat entwickelt und in Zusammenarbeit zwischen der Stadt Starnberg und dem örtlichen Gymnasium verwirklicht. Initiiert wurde das Projekt von Schülerinnen und Schülern der 9. Klasse. Die Verantwortung für die Durchführung des Projekts wurde an uns, Schülerinnen und Schülern der 11. Klasse, weitergereicht.

Wir wollen an das, was passiert ist, erinnern und Bewusstsein dafür schaffen, dass auch in Starnberg Verbrechen des Nationalsozialismus stattgefunden haben. Wir wollen unsere Verantwortung wahrnehmen, die Geschichte nicht vergessen und es nie wieder so weit kommen lassen.

Adolf Hitler zu Besuch in Starnberg anläßlich des "Deutschen Tages" am 14./15. August 1926

Starnberg in der NS-Zeit

Inzwischen kennt jeder die Geschichte von Deutschland in der NS-Zeit, aber wissen Sie, was in Ihrer eigenen Heimatstadt Starnberg passiert ist?

Denn auch bei uns wehte das Hakenkreuz!

Obwohl Starnberg eher ein bäuerlicher und katholischer Landkreis war, hat es nur wenige Protagonisten gebraucht, um die Bevölkerung vom Nationalsozialismus zu überzeugen.

Einer der bekanntesten war der Starnberger Zahnarzt Friedrich Krohn, welcher angeblich die Hakenkreuzflagge  für die Nazis erfand. Sein größter Erfolg war die Organisation einer Versammlung der NSDAP (Nationalsozialistische Deutsche Arbeiterpartei) am 5. März 1920 in Starnberg am Tutzinger-Hof-Platz. Bei weiteren Veranstaltungen von ihm schaffte er es durch seine enge Verbindung mit Hitler, diesen dazu zu bewegen eine Rede in Starnberg zu halten.

Leider macht es die Vernichtung sämtlicher Unterlagen der Kreisleitung der NSDAP schwer, viele Informationen zu finden, doch durch die Akten, Zeitungsartikel und Autorentexte kann man so einiges über die Geschichte der hier lebenden Juden sammeln.

Quellen:

Nazizeit in Starnberg: Ein Hitler-Freund und ein Gegner - Starnberg - SZ.de (sueddeutsche.de)

https://www.sueddeutsche.de/muenchen/starnberg/starnberg-nazis-hakenkreuz-geschichte-1.4642365

Ausschnitt aus einer "Tabelle zur jüdischen Abstammung"

Beginn jüdische Opfer

Geschichtlicher Hintergrund – die Nürnberger Gesetze

Die Nürnberger Gesetze waren eine Reihe von rassistischen Gesetzen, die im nationalsozialistischen Deutschland im Jahr 1935 verabschiedet wurden. Sie wurden nach der Stadt Nürnberg benannt, wo sie von führenden Nationalsozialisten verkündet wurden.

Die Gesetze definierten die deutsche Staatsbürgerschaft auf der Grundlage von „Blut und Abstammung“ und erklärten Juden zu Staatsfeinden. Sie verboten Ehen und sexuelle Beziehungen zwischen Juden und Nichtjuden und machten es Juden unmöglich, öffentliche Ämter oder Berufe auszuüben.

Die Nürnberger Gesetze legten den Grundstein für die systematische Diskriminierung und Verfolgung von Juden in Deutschland, die schließlich im Holocaust kulminierte. Sie waren ein bedeutender Schritt hin zur Umsetzung der nationalsozialistischen Ideologie der „Volksgemeinschaft“ und der Ausgrenzung von Minderheiten, die als Bedrohung für die "reine arische" Rasse angesehen wurden.

Ein Beispiel für eine Person, die von den Nürnberger Gesetzen betroffen war, ist Käthe Singer, die von 1922 bis 1939 in Starnberg lebte. Als die Nürnberger Gesetze erlassen wurden, stuften sie die Nationalsozialisten trotz ihrer Konvertierung im Jahr 1910 zum Protestantismus als "Volljüdin" ein.

Infolgedessen wurde Käthe Singer von den Nationalsozialisten verhaftet und nach Kaunas deportiert, wo sie kurz nach ihrer Ankunft am 25. November 1941 zusammen mit 997 anderen „jüdischen“ Frauen, Männern und Kindern (130 Minderjährige befanden sich auf dem Transport, die jüngste war Rachel Kiesler, eineinhalb Jahre alt) von einem Einsatzkommando erschossen wurde. 

Dies ist nur ein Beispiel für das Schicksal, welches viele Bürger Starnbergs erleiden mussten, und zeigt, inwiefern die Nürnberger Gesetzte das Leben der jüdischen Bevölkerung bzw. Menschen mit jüdischer Abstammung in Starnberg beeinflusste.

Quellen:

https://www.starnberg.de/kultur-freizeit/stadtarchiv-starnberg/stadtarchiv-starnberg

https://www.bpb.de/kurz-knapp/hintergrund-aktuell/501380/vor-85-jahren-nuernbergergesetze-erlassen/

https://www.historisches-lexikon-bayerns.de/Lexikon/N%C3%BCrnberger_Gesetze

Häftlinge auf dem Weg zur Essensausgabe im KZ Dachau, Propagandaaufnahme der SS (Bundesarchiv)

Orte des Terrors

KZ Dachau

Das Konzentrationslager Dachau, nordwestlich von München, wurde bereits am 22. März 1933 eröffnet, nur knapp zwei Monate nach Hitlers Ernennung zum Reichskanzler. Die leerstehenden Gebäude einer Pulver- und Munitionsfabrik waren zunächst als Konzentrationslager für politische Gefangene gedacht, doch bereits 2 Jahre später wurden neue Häftlingsgruppen, wie Homosexuelle, Zeugen Jehovas oder sogenannte "Asoziale", eingeliefert. Um die Lagerkapazität zu erhöhen, mussten die Häftlinge 1937 mit dem Bau eines neuen Lagers beginnen, welches für 6.000 Menschen ausgelegt war. Im Jahr darauf wurden ca. 11.000 deutsche und österreichische Juden eingeliefert. In den folgenden Jahren wurden immer mehr Menschen interniert, wobei es jedoch nicht blieb. Viele von ihnen wurden in Dachau ermordet oder starben an den katastrophalen Lebensbedingungen und der harten Arbeit, zu der sie gezwungen wurden. Ab 1943 wurde der Bau von über 150 Außenlagern intensiviert, um die immer größer werdende Zahl von Häftlingen zu kompensieren. Dabei entstanden auch im Landkreis Starnberg Außenkommandos, wie das AK Feldafing, AK Tutzing und AK Starnberg. Dies waren Arbeitslager, in welchen Häftlinge täglich zur harten Arbeit gezwungen wurden und nachts meistens im Stammlager Dachau untergebracht waren. Ende 1944 befanden sich über 63.000 Häftlinge im KZ Dachau und seinen Außenlagen.

Der Krieg, der bereits verloren war, drängte die SS dazu, ihre Verbrechen zu vertuschen, und sie begann mit der Evakuierung der Häftlinge aus den Konzentrationslagern. Die sogenannten „Todesmärsche“ zogen auch durch Percha an Starnberg vorbei. An den Marsch erinnern heute Skulpturen, die entlang der damaligen Route aufgestellt wurden. Am 29. April 1945 wurde das Konzentrationslager Dachau von US-Truppen befreit. Mehr als 12 Jahre wurden dort schlimmste Verbrechen gegen die Menschheit verübt, bei welchen über 41.500 Menschen umgekommen sind. Über 60.000 Menschen haben im KZ Dachau und den Außenlagern überlebt. Viele von ihnen haben mitgeholfen diesen Ort des Terrors zu verewigen und bei der Errichtung der Gedenkstätte geholfen. Erinnern an die Opfer der NS-Zeit ist wichtig und mit dem Schulprojekt Erinnerungskultur Starnberg möchten wir unseren Teil dazu beitragen.

In Gedenken an Nandor Lebowics und Manik Nutgewitsch, die im KZ Dachau inhaftiert waren und im Kreiskrankenhaus Starnberg gestorben sind.

Die Gedenkstätte am ehemaligen Fort IX

KZ Kaunas

Das Konzentrationslager Kauen, manchmal auch KZ Kaunas genannt, wurde in der gleichnamigen litauischen Stadt als Nachfolger des dortigen Ghettos 1943 errichtet. Litauen war damals von der deutschen Wehrmacht besetzt. Zuvor war es unter sowjetischer Kontrolle. Bereits wenige Tage nach der deutschen Annektierung des Gebiets im Jahr 1941 kam es zu Erschießungen vieler Juden in einer alten Festung, genannt Fort IX. Am 20.November 1941 fuhr der erste Deportationszug aus München ab und brachte 999 Juden in das Ghetto in Kauen. Dieses Schicksal teilten viele weitere Opfer der NS-Zeit in München und Umgebung. Im Münchner Melderegister wurde bei nach Litauen deportierten und ermordeten Juden und Jüdinnen vermerkt: „nach unbekannt abgewandert“. Bis Ende des Jahres lebten von ca. 220.000 im litauischen Gebiet nur noch 40.000 Juden in Kaunas und drei weiteren Ghettos. 1943 wurden zwei Ghettos geschlossen und die anderen beiden in Konzentrationslager umgewandelt. Mit dem Vorrücken der Roten Armee wurde ab Juli 1944 das KZ Kauen aufgelöst und die Häftlinge per Schiff und Bahn in weitere Konzentrationslager wie Stutthof, Auschwitz und auch Dachau verteilt. Beim Eintreffen der sowjetischen Armee im KZ in Kaunas trafen sie auf nur noch 90 Überlebenden an diesem Ort des Terrors.

Unter den Opfern im KZ Kauen waren auch vier Starnberger Mitbürger. Wir gedenken Elise Adler, Olga Beiner, Käthe Singer und Hans Steiner, die am 25.11.1941, nach vier bis fünf Tagen zusammengepfercht im Zug, vermutlich am Fort IX erschossen wurden.

Der zynische Spruch "Arbeit macht frei" über dem Eingangstor zum KZ Auschwitz

KZ Auschwitz

Auschwitz-Birkenau war das größte Lager, das auf polnischem Boden errichtet wurde, und diente sowohl als Arbeits- und Konzentrationslager sowie als Vernichtungslager.

Auschwitz sollte das zentrale Lager für die Vernichtung des jüdischen Volkes sein und war somit das größte Konzentrationslager in der Zeit des Nationalsozialismus.

Der Bau wurde im Frühjahr 1940 beendet und bis 1945 wurden hier systematisch 1,1 Millionen Menschen ermordet.

Es gab eine organisatorische Dreiteilung des Lagerkomplex:

Das ursprüngliche Lager Auschwitz I war das Stammlager. Dort waren Feinde des Naziregimes inhaftiert,  die dort als Zwangsarbeiter beschäftigt und massenweise ermordet wurden. Zuvor war es eine ehemalige polnische Kaserne, in der polnische Häftlinge inhaftiert wurden.

Nachdem das Stammlager im März 1941 bereits ausgelastet war, wurde im März 1942 die größte aller Auschwitz-Anlagen, Auschwitz ll-Birkenau eröffnet. Es enthielt eine Reihe von Gaskammern und Krematorien und diente damit der Massenvernichtung der Juden. Die meisten Opfer des KZ Auschwitz starben in Birkenau.

Auschwitz lll wurde 1942 als Arbeitslager Monowitz und als größtes Außenlager um Auschwitz in Betrieb genommen. Zweck des Lagers war die Belieferung der umliegenden Industriewerke mit den 11.000 – 14.000 inhaftierten Zwangsarbeitern. Der Preis, den die Unternehmen an Auschwitz zu zahlen hatten, lag bei 4 Reichsmark für einen „Normalarbeiter“ und 3 Reichsmark für einen „Hilfsarbeiter“ pro Tag.

Wir gedenken unseren Starnberger Mitbürgerinnen und Mitbürgern Thekla Dünkelsbühler, Erna Goldstein, Louis Heimann und Elvira Stein, die nach Auschwitz deportiert und dort ermordet wurden.

Im alten Rathaus in der Hauptstraße links residierte u.a. der NS-Bürgermeister Franz Xaver Buchner

Die Hauptstraße und die Stadt

Die Hauptstraße dürfte jeder in Starnberg bereits befahren oder ihre Fußgängerwege beschritten haben. Denn sie ist zweifelsohne auch heute noch eine wichtige, verbindungsreiche Straße in unserer Stadt.  Ebenso war sie dies in der Zeit des Nationalsozialismus. Berthold Spangenberg, dessen Augenzeugenberichte im zehnten Band der Starnberger Stadtgeschichte vermerkt sind, liefert einige Angaben zu ihrer Historie.

Das Kriegsende trat in Starnberg am 30. April 1945 ein, nachdem die SS sich in der Nacht davor zurückgezogen hatte. Die Bewohner und Bewohnerinnen bangten in kollektiver Anspannung. Um drei Uhr nachmittags fuhren über die Hauptstraße - die während des Naziregimes „Adolf-Hitler-Straße" hieß - letztendlich die Jeeps der einmarschierenden US-Soldaten in die Ortsmitte. Die Starnberger und Starnbergerinnen hatten sich - die Amerikaner bereits erwartend - auf dem Tutzinger-Hof-Platz versammelt. Die Fenster waren mit weißen Betttüchern bestückt, eine Geste der kampflosen Kapitulation, und alle standen in respektvoller Distanz zu den Soldaten.

Aus der verunsicherten Menge traten zwei einheimische Männer, Berthold Spangenberg und Professor Goldaté, hervor, die erklärte Gegner des nationalsozialistischen Regimes waren, und kommunizierten auf Englisch mit dem obersten Offizier der angekommenen US-Soldaten. Beide Männer sollten auch in Zukunft ihren Teil zur Stadtverwaltung Starnbergs beitragen. Einer der US-Soldaten schlug schließlich das Straßenschild „Adolf-Hitler-Straße“, welches an einer Bäckerei stand, mit einem Spaten ab, sodass die Straße, die uns als Weilheimer- bzw. Hauptstraße bekannt ist, bald ihren ursprünglichen Namen zurückerhalten sollte.

Das Einmarschieren der US-Soldaten verlief also friedlich - ohne Kampf, ohne Zerstörung - im Gegensatz zu anderen Orten, wie beispielsweise dem damals noch selbstständigen Percha, in dem die Würmbrücke direkt vor dem Einmarsch der Amerikaner noch von Pionieren der Waffen-SS gesprengt wurde.

Trotz des städtischen Friedens waren die Zeiten der amerikanischen Besetzung hart für Starnberg. Strenge Regelungen für das Ausgehen, das Versammeln, für das Verlassen der Stadt und rationierte Nahrungsmittel sollten die Starnberger noch über Wochen und Monate nach Kriegsende begleiten.

Somit ist der „neue alte“ Straßenname nicht nur eine Formalität der Entnazifizierung, sondern ein bedeutungsschwerer Schritt in Richtung Normalität, der uns aber bis heute als Mahnmal erhalten bleibt.

Quellen:

Kulturverlag Stadt Starnberg | Starnberg

Starnberger Stadtgeschichte, Band 10

5-Seen-Wochenanzeiger.de

Erinnerungskultur – Gedenken an Opfer der NS-Judenverfolgung in Starnberg

Hans Steiner

Hans Steiner

In Gedenken an unseren Mitbürger Hans Steiner, der in dieser Straße lebte und aufgrund der Judenverfolgung während der NS-Zeit in Kaunas ermordet wurde.

Hans Steiner besuchte das Humanistische Gymnasium, legte das Abitur ab und studierte anschließend an der Universität Jura. Er legte die juristische Universitätsprüfung und den bayerischen juristischen Staatskonkurs ab. 1916-1918 nahm er als Kanonier am Ersten Weltkrieg teil. Er lebte bis 1935 in Starnberg, wo er am Amtsgericht tätig war. Über seinen Aufenthalt in den Jahren 1935 bis 1941 ist nicht viel bekannt. Am 20.11.1941 wurde Hans Steiner in das Konzentrationslager Kaunas deportiert und fünf Tage später am 25.11.1941 in diesem ermordet

Quellen: 

Stadtarchiv Starnberg 

gedenkbuch.muenchen.de/index.php

Stephanie Held

Stephanie Held

In Gedenken an unsere Mitbürgerin Stephanie Held, die in dieser Straße lebte und aufgrund der Judenverfolgung während der NS-Zeit in Theresienstadt ermordet wurde.

Stephanie Held, die mit Mädchennamen Edelstein hieß, wurde am 6. Dezember 1871 in Schaulen, Litauen geboren. Damals gehörte Litauen zum russischen Kaiserreich. Sie war vom Beruf Fotografin und so war es ihre Leidenschaft, Portraits von Berühmtheiten zu schießen. Leider sind bis heute viele Fotos verschollen. Der Name ihres in München liegenden Ateliers „Veritas“ ist lateinisch und bedeutet „Wahrheit“. Sie verband damit ihre künstlerische Intention, das Wahre eines Menschen ohne künstliche Posen einzufangen. Ihr erster Ehemann Dr. Arthur Ludwig war ein hoch angesehener Neurologe und galt als großer Förderer ihrer Fotografie. Im Jahre 1902 wurde ihr gemeinsamer Sohn Werner Ralf Lucian geboren. Die Ehe ging über 10 Jahre, von 1900 bis 1910 und beide waren nach der Scheidung noch befreundet. Ein Jahr darauf folgte ihre zweite Ehe mit dem Schriftsteller Hans Ludwig Held, doch auch diese Ehe wurde geschieden. Stephanie selbst galt als konfessionslos, wurde jedoch nach den Nürnberger Gesetzen der NS-Diktatur als Jüdin angesehen, wodurch sie berufliche Einschränkungen erfahren musste und häufig umzog. So lebte sie ab 1932 hier in Starnberg, allerdings nur für 4 Jahre, bis sie sich nach Aubing und schließlich komplett zurückziehen musste. Am 22. Juli 1942 wurde sie in das Konzentrationslager Theresienstadt im "Protektorat Böhmen und Mähren" deportiert. Dort starb sie ein halbes Jahr später am 16. Januar 1943. Ihr wurden mehrere Todesursachen zugeschrieben. Darunter soll sie laut verschiedener Todesanzeigen an Altersschwäche, einer „Theresienstädter Krankheit“ oder Erschießung gestorben sein. Dabei muss man beachten, dass Dokumente der NS-Zeit häufig manipuliert wurden.

Quellen:

https://de.wikipedia.org/wiki/Stephanie_Held-Ludwig

https://gedenkbuch.muenchen.de/index.php?id=gedenkbuch_link&gid=6005

https://www.holocaust.cz/de/opferdatenbank/opfer/14660-stefanie-pauline-held/

Geburtsurkunde von Elvira Stein

Elvira Stein

In Gedenken an unsere Mitbürgerin Elvira Stein, die in dieser Straße geboren wurde und auf Grund der Judenverfolgung während der NS-Zeit in Auschwitz ermordet wurde.

Elvira Stein wurde am 03.07.1890 in Starnberg geboren. Sie wuchs mit ihren Eltern und ihrer Schwester in München-Pasing auf.

Als verwitwete Mutter wurde sie am 01.08.1942 von Augsburg über München nach Theresienstadt deportiert. Von hier aus wurde sie am 13.03.1943 nach Auschwitz verlegt und am 20.09.1942 dort ermordet.

Quellen:

Über die Zentrale Datenbank der Namen der Holocaustopfer (yadvashem.org)

Die einzige Fußspur im Stadtarchiv Starnberg: Der Eintrag von Thekla Dünkelsbühler im Aressbuch 1930

Thekla Dünkelsbühler

In Gedenken an unsere Mitbürgerin Thekla Dünkelsbühler, die in unsere Stadt lebte und aufgrund der Judenverfolgung während der NS-Zeit in Auschwitz ermordet wurde.

Thekla erblickte als jüngstes Kind am 05.05.1891 das Licht der Welt in Nürnberg. Wenige Wochen nach ihrer Geburt verstarb ihre Mutter Sophie Dünkelsbühler, geb. Steinmeier.

Ihr Vater Sigmund Dünkelsbühler, Bankier und Konsul in Nürnberg, zog 1903 nach München wo er als Privatier arbeitete und am 30.08.1910 ebenfalls früh verstarb. Daraufhin erbte Thekla, zusammen mit ihren Halbbrüdern das Wohnhaus in der Renatastraße 8 in München, welches sie ihren Brüdern für 54.000 Mark abkaufte und sieben Jahre später an Vitus Schirbl für 65.000 Mark weiterverkaufte. Insgesamt lebte sie von 1903-1928 in München und danach bis Oktober 1935 in Söcking am Starnberger See im Haus 3 1/3. Sie leitete bis Spätherbst 1935 das pädagogisch und ärztlich empfohlene Säuglings- und Kleinkindererholungsheim Haus Buchenheim, zu dem auch eine eigene Badehütte gehörte. Im Haus wurde Privatunterricht gegeben und Mädchen in Kinderpflege und Kindergartenarbeit eingeführt. Danach arbeitete sie als Kinderschwester im Anonienheim. Am 25.01.1937 zog Thekla in die Ottostraße 85 in Köln-Ehrenfeld wo sie bis 1942 am Jüdischen Krankenhaus in der Ottostraße als Oberin angestellt war.

Am 29.01.1943 wurde Thekla Dünkelsbühler vom Fort V (Festungsgefängnis in Köln-Müngersdorf, ab 1941 „Jugendlager Müngersdorf“) über Berlin nach Auschwitz deportiert und dort ermordet.

Erna Goldstein

Erna Goldstein

In Gedenken an unsere Mitbürgerin Erna Goldstein, die in dieser Straße lebte und aufgrund der Judenverfolgung während der NS-Zeit in Auschwitz ermordet wurde.

Erna Goldstein wurde am 12. August 1887 in Aachen geboren und wuchs auch dort auf. Sie erlernte das Kunsthandwerk. Ihre Eltern verstarben früh: ihre Mutter Karolina als Erna gerade einmal fünf Jahre alt war und ihr Vater Leopold, der als Arzt praktizierte, im Jahr 1918. Ernas fünf Jahre jüngerer Bruder Hans wurde am 12. Oktober 1944 im KZ Flossenbürg ermordet.

Erna Goldstein unterhielt eine Brieffreundschaft mit Waldemar Bonsels, dem Autor von "Die Biene Maja", und schickte ihm zahlreiche ihrer Fotografien. Im Jahr 1929 zog sie in die Villa Thiem in Starnberg, welche sich in der Nähe von Bonsels Haus in Ambach befand. Es wird vermutet, dass ihre Freundschaft aufgrund von Bonsels' öffentlichem Antisemitismus zu Bruch ging.

Am 20. Mai 1942 wurde Erna Goldstein im Deportationslager Milbertshofen in der Knorrstraße 148 interniert. Von dort aus wurde sie am 13.03.1943 nach Auschwitz deportiert und dort ermordet.

Quellen:

https://gedenkbuch.muenchen.de/index.php?id=gedenkbuch_link&gid=9887

Wer war Erna Goldstein? – ein Briefwechsel im Nachlass von Waldemar Bonsels | #femaleheritage (muenchner-stadtbibliothek.de)

Olga Beiner

Olga Beiner

In Gedenken an unsere Mitbürgerin Olga Beiner, die in dieser Straße lebte und aufgrund der Judenverfolgung während der NS-Zeit in Kaunas ermordet wurde.

Olga Beiner, mit gebürtigem Namen Olga Steiner, heiratete am 19.01.1908 den Kaufmann Isidor Beiner (*17.07.1867 in Botusani, Rumänien, † 02.05.1919 in Zürich, Schweiz) in Wien. Mit ihren Kindern wohnte das Ehepaar zeitweise in Starnberg. Die beiden hatten zwei Kinder, Kurt Herbert Oswald (* 25.11.1908 in Starnberg, Deutschland), welcher später im KZ Sachsenhausen ermordet wurde, und Ilse Annemarie Gerd (* 21.07.1910 in Starnberg, Deutschland), welcher 1938 die Emigration nach England gelang. Olga wurde am 20.11.1941 aus München nach Kaunas deportiert und dort 5 Tage später ermordet.

Quellen:

https://gedenkbuch.muenchen.de/index.php?id=gedenkbuch_link&gid=1304

Meldekarte der Familie Beiner

Kurt Beiner

In Gedenken an unseren Mitbürger Kurt Beiner, der in dieser Straße lebte und aufgrund der Judenverfolgung während der NS-Zeit in Sachsenhausen ermordet wurde.

Kurt Beiner wurde am 25.11.1908 als Sohn von Olga und Isidor Beiner geboren. Zusammen mit seinen Eltern und seiner jüngeren Schwester lebte er zeitweise in Starnberg. Wegen angeblicher „Rassenschande“ wurde er im Dezember 1936 zu 3 Jahre Zuchthaus und 5 Jahre "Ehrverlust" verurteilt. 1939 bemühte er sich vergeblich um Emigration nach Shanghai. Kurt Beiner wurde am 15.06.1940 im KZ Sachsenhausen ermordet.

Quellen:

https://gedenkbuch.muenchen.de/index.php?id=gedenkbuch_link&gid=2474 

Elise Adler

Elise Adler

In Gedenken an unsere Mitbürgerin Elise Adler, die in dieser Straße lebte und aufgrund der Judenverfolgung während der NS-Zeit in Kaunas ermordet wurde.

Elise heiratete am 24.12.1900 in Nürnberg Max Adler (* 28.06.1870 in Buttenhausen, Deutschland; + 25.03.1940 in München, Deutschland) und zog mit ihm im Umreis von München 6-mal um.

Die beiden hatten zwei Töchter, Grete Sofie (* 09.01.1902 in München, Deutschland; + unbekannt), die in der Schweiz Medizin studierte und im Dezember 1936 schließlich nach Zürich emigrierte sowie Lotte Wilhelmine (* 25.01.1907 in München, Deutschland; † 23.09.1990 in San Francisco, USA), die mit ihrem Ehemann im August 1934 über Paris nach New York emigrierte.

Am 20.11.1941 wurde Elise Adler aus München nach Kaunas deportiert, wo sie 5 Tage später ermordet wurde.

Quellen:

https://gedenkbuch.muenchen.de/index.php?id=gedenkbuch_link&gid=158

Mária Frieß

In Gedenken an unsere Mitbürgerin Mária Frieß, die in Starnberg lebte und aufgrund der Judenverfolgung während der NS-Zeit in Ravensbrück ermordet wurde.

Mária Frieß wurde am am 20. März 1915 in Frankenwinheim geboren und war die Tochter von Hannchen Frieß (geboren Kolb; * ca. 1890 in vermutlich Frankenwinheim, † unbekannt) und Hans Frieß (* unbekannt; † vermutlich 1915 in unbekannt). Da nur ihre Mutter Jüdin war, galt sie nach den Nürnberger Gesetzen als "Halb-Jüdin". Sie hatte einen Bruder, Georg Frieß (* 18.07.1913 in Nürnberg, Deutschland; †April 1945 in Belsen, Deutschland), welcher als Lehrer arbeitete und in seinem Leben unter anderem Zwangsarbeit im Raum Riga verrichten musste, ehe er im Frühjahr 1945 einer Typhusepidemie im KZ Bergen-Belsen erlag.

Die sowohl in Frankenwinheim als auch in Starnberg wohnhafte Maria Frieß wurde am 15.03.1940 in das KZ Ravensbrück deportiert, wo sie am 11.06.1942 starb.

Quelle:

https://www.bundesarchiv.de/gedenkbuch/de871179

https://www.historisches-unterfranken.uni-wuerzburg.de/juf/Datenbank/detailsinclude.php?global=;search;%2022856;;;1;;;;;;;;;;;;;;;alle;;;;;~ORDER~BY~Name,Vorname~;;;;;22856;1;ENDE

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Die Sterbeurkunde von Nandor Lebowics

Nandor Lebowics

In Gedenken an Nandor Lebowics, der der Judenverfolgung während der NS-Zeit zum Opfer fiel.

Der bis zu seiner Deportation in Munkacs lebende ungarische Staatsbürger Nandor Lebowics (* 28.02.1925 in Munkacs, Ungarn;  †18.05.1945 in Starnberg, Deutschland) wurde am 06.08.1944 von Warschau aus mit einem Transport in die Mühldorfer Außenlager überstellt. Dort trug er die Häftlingsnummer 87488. Es wird vermutet, dass er von der SS im Zuge der Todesmärsche nach Süden getrieben worden war. 10 Tage nach offiziellem Kriegsende erlag er mit gerade mal 20 Jahren einer Fleckfieber-Erkrankung im Kreiskrankenhaus Starnberg.

Quellen:

http://www.kz-gedenk-mdf.de/ga-1851945

https://www.merkur.de/lokales/starnberg/starnberg-ort29487/stadt-starnberg-erinnert-an-ihre-juedischen-ns-opfer-wichtige-rolle-fuer-gymnasiasten-91676775.html

Die Sterbeurkunde von Manik Nutgewitsch

Manik Nutgewitsch

In Gedenken an Manik Nutgewitsch, der der Judenverfolgung während der NS-Zeit zum Opfer fiel.

Als letzten Aufenthaltsort des polnischen Deportierten Manik Nutgewitsch (*1904 in unbekannt; †17.05.1945 in Starnberg, Deutschland) ist in seiner Sterbeurkunde das Konzentrationslager Dachau vermerkt. Wahrscheinlich wurde er von dort von der SS auf einem der Todesmärsche nach Süden getrieben. Er verstarb 9 Tage nach offiziellem Kriegsende im Alter von 41 Jahren aufgrund einer Herzmuskelentzündung im Kreiskrankenhaus Starnberg.

Quellen:

https://www.merkur.de/lokales/starnberg/starnberg-ort29487/stadt-starnberg-erinnert-an-ihre-juedischen-ns-opfer-wichtige-rolle-fuer-gymnasiasten-91676775.html

Auf der Meldekarte von Katharina Singer wurde in Rot "Jüdin!" hinzugefügt

Katharina Singer

In Gedenken an unsere Mitbürgerin Katharina Singer, die in dieser Straße lebte und aufgrund der Judenverfolgung während der NS-Zeit in Kaunas ermordet wurde.

Katharina „Käthe“ Singer wurde am 18. Oktober 1885 in Wien als Tochter von Ida Singer (geb. Flesch) und des Juweliers Adolph Singer geboren. 1910 trat Ida Singer zusammen mit Ihrer Tochter aus der jüdischen Glaubensgemeinschaft aus. Wann genau Käthe Singer der evangelischen Kirche beitrat, lässt sich anhand der vorliegenden Akten nicht sagen, jedoch ist auf ihrer Meldekarte als Religion „evangelisch“ angegeben (dahinter wurde in der NS-Zeit ein „nein“ gesetzt).

1916 kam Sie erstmals aufgrund eines Engagements als Opernsängerin nach München, wohin sie auch nach einem einjährigen Aufenthalt in Berlin zurückkehrte. Ihr Weg führte Sie 1922 nach Starnberg, wo sie in der Leutstettener Str. 6 eine Bleibe finden konnte. Hier hielt sie sich (mit kurzen Unterbrechungen) bis 1939 auf.

Gemäß der „Nürnberger Gesetze“ war die evangelische Käthe Singer zur Volljüdin geworden. Laut Meldekarte zog Singer am 1. September 1939 (Beginn des Zweiten Weltkrieges) nach München.

Hier lebte sie im Hildebrandhaus, welches die Besitzerin Elisabeth Braun (ebenfalls eine zum Protestantismus konvertierte „Volljüdin“) als Refugium für politisch Verfolgte nutzte. Doch auch hier konnte Käthe Singer den Fängen des NS-Regimes nicht entgehen. 1941 wurden sie und die übrigen Bewohner des Hauses in das Barackenlager Milbertshofen verschleppt. Am 20. November wurde sie zusammen mit 997 anderen „jüdischen“ Frauen, Männern und Kindern (darunter auch Elisabeth Braun; 130 Minderjährige befanden sich auf dem Transport. Die jüngste war Rachel Kiesler, eineinhalb Jahre alt.) vom Güterbahnhof an der Riedenfeldstr. nach Kaunas in Litauen deportiert, wo sie alle am 25. November 1941 von einem Einsatzkommando erschossen wurden.

Quellen:

Startseite: Gedenkbuch der Münchener Juden (muenchen.de)

Gedenkbuch - Gedenkbucheintrag (bundesarchiv.de)

Die Meldekarte von Elisabeth und Louis Heimann

Louis Heimann

In Gedenken an unseren Mitbürger Louis Heimann, der in dieser Straße lebte und auf Grund der Judenverfolgung während der NS-Zeit in Auschwitz ermordet wurde.

Louis Heimann war am 29.01.1869 in Demmelsdorf bei Bamberg geboren worden. 1935 war er von Nürnberg nach Starnberg gezogen, wo er aufgrund seiner Zugehörigkeit zum Judentum sofort Repressalien unterworfen war. So bescheinigte ihm die Ortspolizei Starnberg nur knapp sieben Monate nach seinem Umzug, dass sie gegen eine Verlängerung seines Reisepasses Bedenken hätte. Da Heimann Jude ist, sei es zu befürchten, dass er im Ausland "Hetze gegen Deutschland" betreibe.

Auch der NS-Bürgermeister Franz Xaver Buchner machte Heimann das Leben schwer. Er zwang Heimann, in das Haus von Dr. Adolf Franck zu ziehen, der ebenfalls Jude war. Als Franck dies ablehnte, ließ Buchner beide in eine Zelle sperren, "damit die Juden sich vertragen lernen". Heimann zog daraufhin nach München. Von dort scheint er dann noch kurze Zeit nach Buchendorf bei Gauting weitergezogen zu sein, eher er wohl 1943 nach Auschwitz deportiert und dort ermordet wurde. Seine Frau Elisabeth (geb. Weissmann) lebte bis weit nach Kriegsende in Buchendorf.  Trotz allem was eine sogenannte "Mischehe" an Repressionen in der NS-Zeit mit sich brachte, trennte sie sich nicht von ihrem Mann und behielt auch dessen Nachnamen. 

Quellen:

https://www.bundesarchiv.de/gedenkbuch/de855655

Suche in Dokumenten der Arolsen Archives | DE ITS 2.1.1.1 BY 101 JÜD 7 ZM 1 - Ursprüngliche Erhebung, Teil 1: Ordner "1173" (arolsen-archives.org)

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