Der Winter 1929 brachte Starnberg eine langandauernde und extreme Kälte, laut Land- und Seeboten (der damaligen Regionalzeitschrift) wurde bis zu -33 °C gemessen. Neben diverser Ärgernisse wie beispielswiese geplatzter Wasserrohre führte dies aber auch zu einem Phänomen, das heutige Generationen nur noch vom Hörensagen kennen: der Starnberger See war durchgängig von einer dicken Eisschicht überzogen. Um der Kälte wenigstens ein wenig Gutes abzugewinnen, beschloss der Auto- und Motorbootclub Starnberg laut dem Land- und Seeboten vom 05. Februar 1929, ein Eisfest auf dem See abzuhalten und bat um Unterstützung. Diesem Aufruf muss der Verschönerungsverein Starnberg in kürzester Zeit gefolgt sein, denn bereits am 09. Februar kamen gemäß eines Zeitungsartikels zwischen 2.000-3.000 Schaulustige auf dem Starnberger See vor dem Undosa zusammen, um die dargebotenen Attraktionen zu bestaunen.
Das Festprogramm startete mit Motorradrennen; einzelne Maschinen und solche mit Beiwagen mussten auf dem Eis gesteckte Parcours meistern. Anschließend wurde ein Motorrad-Skijöring-Rennen veranstaltet, bei dem Skifahrer von den Krafträdern über den gefrorenen See gezogen wurden. Für die musikalische Begleitung war die Starnberger Stadtkapelle Wittmann zuständig. Diese begleitete auch den darauffolgenden Eiskunstlauf des Münchner Eiskunstlaufvereins 1883, bei dem u.a. der Meister des Bayerischen Eissportverbandes Leopold Maier-Labergo sein Können präsentierte. Bereits während der Vorführungen zog ein Eindecker der Akademischen Fliegergruppe München Schleifen über dem See, auf dem er schließlich auch landete.
Der Höhepunkt und der Abschluss des Seefestes war jedoch der Start des Raketenschlittens „Rak Bob II“ von Max Valier. Der unbesetzte Schlitten war mit insgesamt 18 Raketen ausgestattet, die in fünf Serien entzündet werden sollten. Nach der dritten Zündung wurde er jedoch durch eine Unebenheit auf dem Eis aus der Bahn geworfen und krachte nahe dem Undosa in einen Landungssteg. Dennoch soll er eine Rekordgeschwindigkeit von 378 km/h erreicht habe. Auf den Start eines mit Raketen ausgestatteten Flugzeugmodells von 5m Länge wurde dann aber aus Sicherheitsgründen verzichtet.
Dass sich das Eisfest einer großen Beliebtheit erfreut haben muss, zeigt schon, dass am 17. Februar erneut Motorradrennen und am 24. Februar ein von der Pferdegenossenschaft Starnberg organisiertes Schlittenrennen veranstaltet wurden.