Starnberg Ammersee

Schätze aus dem Archiv

Ein „jüdisches“ Schicksal

Käthe Singer

Die Meldekarte von Käthe Singer - hinter evangelisch wurde ein "nein" und "Jüdin!" gesetzt
Die Meldekarte von Käthe Singer - hinter evangelisch wurde ein "nein" und "Jüdin!" gesetzt

Eröffnung des neuerbauten Gasthauses ,,Zur Post''

Katharina „Käthe“  Singer wurde am 18. Oktober 1885 in Wien als Tochter von Ida Singer (geb. Flesch) und des Juweliers Adolph Singer geboren. 1910 trat Ida Singer zusammen mit Ihrer Tochter aus der jüdischen Glaubensgemeinschaft aus. Wann genau Käthe Singer der evangelischen Kirche beitrat, lässt sich anhand der vorliegenden Akten nicht sagen, jedoch ist auf ihrer Meldekarte als Religion „evangelisch“ angegeben (dahinter wurde in der NS-Zeit ein „nein“ gesetzt). Auch über ihre frühe Jugend sagen die Unterlagen nur wenig aus. 1916 kam Sie erstmals aufgrund eines Engagements als Opernsängerin nach München, wohin sie auch nach einem einjährigen Aufenthalt in Berlin zurückkehrte. Ihr Weg führte Sie 1922 nach Starnberg, wo sie in der Leutstettener Str. 6 eine Bleibe finden konnte. Hier hielt sie sich (mit kurzen Unterbrechungen) bis 1939 auf.

In der Zwischenzeit wuchs der Antisemitismus in Deutschland an und wurde von staatlicher Seite durch Gesetze und Vorschriften institutionalisiert. Laut der „Nürnberger Gesetze“ war die evangelische Käthe Singer zur Volljüdin geworden. Diesen Umstand nutzten Ellen und Hubert Hommelsheim-Pataky opportunistisch aus, um die scheinbar lästig gewordene Mieterin Käthe Singer bei der Stadtverwaltung anzuschwärzen. Sie verlangten eine sofortige Räumung der Wohnung ohne Entschädigung, um anschließend das Haus problemlos verkaufen zu können. Im Juni 1939 war die Entrechtung der „Juden“ (Singer war evangelisch) jedoch noch nicht in Gänze vollzogen, weshalb der Zweite Bürgermeister der Stadt Starnberg Josef Vonwerden zu einem Zivilprozess riet, der insbesondere im Falle einer Entschädigungszahlung Aussicht auf Erfolg hätte. So weit scheint es jedoch nicht gekommen zu sein, denn laut Meldekarte zog Singer am 1. September 1939 (Beginn des Zweiten Weltkrieges) nach München.

Hier lebte sie im Hildebrandhaus, welches die Besitzerin Elisabeth Braun (ebenfalls eine zum Protestantismus konvertierte „Volljüdin“) als Refugium für politisch Verfolgte nutzte. Doch auch hier konnte Käthe Singer den Fängen des NS-Regimes nicht entgehen. 1941 wurden sie und die übrigen Bewohner des Hauses in das Barackenlager Milbertshofen verschleppt. Am 20. November wurde sie zusammen mit 997 anderen „jüdischen“ Frauen, Männern und Kindern (darunter auch Elisabeth Braun sowie 130 Minderjährige. Die jüngste war Rachel Kiesler, 1 1/2 Jahre alt.) vom Güterbahnhof an der Riedenfeldstr. nach Kaunas in Litauen deportiert, wo sie alle am 25. November 1941 von einem Einsatzkommando erschossen wurden.

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